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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

DICHTUNG

Schutzvorrichtung, um eindringenden Schmutz von > Lagerungen fern zu halten.

Im Fahrradbereich kommen berührungslose und schleifende Dichtungen zur
Anwendung:

        berührungslose Dichtungen
Diese einfachste Form der Dichtung kommt ohne Berührung drehender Teile aus,
weswegen immer ein minimaler Spalt offen bleibt. Dafür entstehen keine
Reibungsverluste. Ausführungen:

                Staubkappe
Von außen vor die jeweilige Lagerung geschraubte oder gesteckte Kappe, die
Naben-, Pedal- und Tretlagerungen bis auf einen meist um den > Konus herum
laufenden Spalt von 0,5 mm abschottet. Dadurch wird der meiste Schmutz (auch
Spritzwasser) fern gehalten, den Rest der Dichtarbeit übernimmt reichlich
eingefülltes Lagerfett. Diese früher gängigste Art der Lagerdichtung wird heute
vermehrt durch schleifende Dichtungen ersetzt (s.u.).

                Labyrinthdichtung
Zwei oder mehrere hintereinander angeordnete Staubkappen, deren Spalt einmal in
Richtung > Welle oder > Achse und einmal in Richtung > Lagerschale angeordnet
ist. Daher gute Dichtwirkung, weil eindringendes Spritzwasser oder Schmutz sich
erst unter mehrfachen Richtungswechseln durch die labyrinthartig angeordneten
Schutzscheiben vorarbeiten muß, bevor er ins Lager eindringt. Diese Dichtungsart
gewährleistet Leichtlauf und gute Abdichtung, ist in der Herstellung jedoch
aufwendig.

                   schleifende Dichtungen
Auf Teilen der Lagerung schleifende Gummilippe oder > O-Ring, dadurch völlige
Abdichtung gegen Staub und Spritzwasser - aber: Erhöhte Reibungsverluste, die
z.T. sogar höher als die eigentliche Lagerreibung sein können. Im Vergleich zu
Rollreibung und Luftwiderstand - den beiden größten Komponenten innerhalb des
gesamten > Fahrwiderstandes - sind diese Verluste jedoch sehr gering.

Ausführungen:

                Lippendichtung
Einfachste Form schleifender Dichtungen: Eine auf der Achse, dem Innenring oder
dem Konus schleifende Gummilippe.

Lippendichtungen sind starkem Verschleiß unterworfen, wenn Schmutzpartikel
eingeschliffen werden, was sogar zu Verschleißrillen auf > Innenring oder Achse
führen kann. Mit einer vorgesetzten Staubkappe kombiniert, bietet die
Lippendichtung die zuverlässigste Dichtwirkung.

                Kolbenring-Dichtung
Weniger reibend und daher leichtlaufender sind kolbenringartige Dichtungen,
wobei ein geschlitzter Ring in einer Staubkappe anliegt und in einer auf dem
Konus eingebrachten Nute mehr oder weniger schleift. Mit zwei solcher Dichtungen
ist ein Lager bereits zuverlässig gegen eindringendes Wasser gefeit. Diese
Dichtungsart wird v.a. von > Shimano verbaut.

Bei der Fahrradreinigung nie mit scharfem Wasserstrahl oder Dampfstrahler auf
Lagerungen "zielen": Bei hohem Druck unterwandert Wasser oder Dampf selbst
Lippendichtungen.

Bei Fahrradtransporten auf dem Autodach mit Tempo 100 und mehr hat Regen große
kinetische Energie, die selbst das voll gedichtete Lager gefährdet.

Schutzmaßnahme: Gründliches Abkleben der Lagerungen mit Isolierband o.ä.

(Nabenlager, Tretlager, Pedallager, Steuersatz, Freilauflager (zw. Nabe und
Kranz)).

        Wartung
Aller technischen "Dichtkunst" zum Trotz sollte der Radler seine Lagerungen
mindestens einmal pro Jahr warten (lassen), da Kondenswasser und Rost sowie
trotz allem eingedrungene Schmutzpartikel erhöhten Lagerverschleiß bewirken.

Vgl. auch das > Grease-Guard-System.



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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000