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Online-Glossar Velotechnik von Christian Smolik

KIRKRAHMEN

Halbwegs gelungener Versuch, einen Vollmetallrahmen zu gießen (Norwegen 1990).

Als Werkstoff wurde eine > Legierung aus > Magnesium verwendet, die recyclebar
ist.


KLAPP/ZERLEGERAD

Fahrrad mit meist kleineren > Laufrädern, welches sich durch Klappen auf kleine
Abmessungen zwecks leichteren Transports falten läßt (daher auch "Faltrad").

Im Gegensatz hierzu läßt sich das "Zerlegerad" in zwei oder mehr separate Teile
zerlegen, was mitunter Vorteile beim Verstauen bringen kann. Landläufig wird es
aber auch häufig als Klapprad bezeichnet. Da das Bestreben bei beiden Typen
ansonsten in die gleiche Richtung geht, werden sie hier unter gemeinsamem
Stichwort behandelt.

Schon vor der Jahrhundertwende gab es Bemühungen, das eher sperrige Fahrrad per
Klappen oder Zerlegen transportgefälliger zu machen, wobei das Militär eine
treibende Rolle spielte, Einzelheiten s. > Militärfahrrad.

Einem Klappradboom in den 60er Jahren - Grund war die Motorisierungswelle, das
Fahrrad wurde als kofferraumtaugliches "Spritztourgerät" genutzt - mit anfangs
recht seriösen Angeboten folgte eine Massenproduktion auf qualitativ niedrigstem
Niveau, die auf Kosten von Haltbarkeit und Fahrbarkeit ging und dem Klapprad ein
Negativimage einbrachte.

        Sitzposition
Daß dem nicht so sein muß, zeigen ernsthafte Bestrebungen wie z.B. das > Moulton
(Zerlegerad) oder die mit 28- bzw. 26-Zoll-Laufrädern ausgestatteten "Take off"
von Winora bzw. "Montague" von Centurion. Sie alle gestatten eine ergonomisch
günstige Sitzposition, warten mit ausreichendem Übersetzungsbereich auf und
besitzen - mit höherwertigen Teilen ausgestattet - eine geringe
Defektanfälligkeit. Von daher ist zu erwarten, daß das hochwertige Klapprad
wiederkommt.

        Baugewicht
Wenig Beachtung wurde bislang dem teilweise sehr hohen Baugewicht der Klappräder
geschenkt: Was nützen kleinste Abmessungen, wenn sich der Benutzer mit 15 kg und
mehr beim Weg zum öffentlichen Verkehrsmittel abschleppt bzw. beim Beladen des
Kofferraums abmüht.

        Mechanismen
Die mechanischen Vorrichtungen bei diesen Fahrrädern zum Klappen oder Zerlegen
befinden sich rund 10 cm vor > Tretlagergehäuse und > Sattelrohr. Beim
Einrohrklapp- und Zerlegerad entsprechend auf dem einen Rohr ebenfalls rund 10
cm vor dem Tretlagergehäuse.

Anders beim "Montague": Hier wird der > Vorderbau um das Sattelrohr herum nach
hinten geklappt.

Beim "Take off" hingegen werden die Laufräder entfernt und der > Hinterbau des
Rennrahmens zusammengeklappt.

        geometrische Verkleinerung
Die Äußeren Abmessungen von Fahrrädern lassen sich bereits durch einen
geringeren > Radstand verkleinern.

                Laufräder
Kleinere Laufräder reduzieren die Gesamtlänge des Fahrrades ebenfalls, was von
den meisten Klappradherstellern eingesetzt wird, Ausführungsbeispiel "Strida".

Auf guten Straßenbelägen ist dies kein Thema, es mangelt dann aber an der
"Geländegängigkeit" auf rauhen Naturtrassen. Per > Federung kann dies allerdings
sehr gut ausgeglichen werden.

Ein weiteres Problem kleiner Laufräder ist die geringere > Entfaltung pro
Kurbelumdrehung. Die nötige Übersetzung kann jedoch durch entsprechende
Ritzel/Kettenblatt-Kombinationen angepaßt werden. Bis zu 20-Zoll-Laufrädern
hinunter geben v.a. die durch > Microdrive reduzierten Zähnezahlen der > Ritzel
(11 Zähne) noch Entfaltungsmöglichkeiten über 7 m pro Kurbelumdrehung bei
konventionellem 52er > Kettenblatt.

Früher wurden bei Klapprädern v.a. > Nabenschaltungen eingesetzt, bei
Zerlegerädern bes. gern die > Zweigang-Automatik-Nabe mit > Rücktritt, die die
Zerlegbarkeit von Brems- und Schaltzug erübrigt, wie sie sonst gegeben sein muß
und eine entsprechende Sonderanfertigung verlangt.

        Ausführungsbeispiele
Von den mannigfaltigen Klapp-, Falt- und Zerlegemöglichkeiten haben sich insbes.

die im folgenden aufgeführten Ausführungen bewährt:

                Brompton
Ein sehr ausgreiftes Klapprad ist das Brompton, das durch sein Rekordfaltmaß von
nur 565 x 545 x 250 mm in jeder Ecke des Kofferraums oder Zugabteils noch Platz
findet. Der Klappmechanismus ist stabil und das Rad innerhalb Minutenfrist
fahrbereit. Das Gewicht liegt mit 11,5 kg noch im akteptablen Bereich. Abgesehen
von der Umstellung des Balancegefühls auf die kleinen 16-Zoll-Laufräder wartet
das Brompton mit verträglichem bis agilem > Fahrverhalten auf und bietet Fahrern
bis 185 cm Körpergröße eine noch annehmbare Sitzposition. 1996 wurde das
Brompton vom > ADFC als "Fahrrad des Jahres" gekürt.

                Moulton
> Zerlegerad mit 17 Zoll großen > Laufrädern mit sehr seitensteifem >
Gitterrahmen. Die Zerlegung erfolgt durch Lösen einer Schraubverbindung.

Das > Moulton (s.a.d.) ermöglichte es erstmals, auf einem mit kleinen Laufrädern
ausgestatteten Fahrrad eine sportliche und sogar echt rennradgemäße >
Sitzposition einzunehmen, wodurch die Antriebskraft des Fahrers effizienter
genutzt werden konnte als bei früheren Klapprädern.

Erstmals beim Moulton wurde darüberhinaus ein Fahrrad mit kleinen Laufrädern
gefedert, wodurch die Laufräder bessere "Kletterqualitäten" (s. > Laufradgröße)
bekamen.

                Friday
Elegantes Klapprad auf Basis von 20-Zoll-Laufrädern, mit einem "Nacktgewicht"
(sportliche Version ohne Schutzbleche, Gepäckträger und Beleuchtung) von 9,5 kg.

Mit dem Friday kann sehr sportlich gefahren werden. Das durch > Stehbleche
abgestützte > Sattelrohr gestattet es, die > Sattelstütze sehr weit
herauszuziehen, so daß auch große Fahrer über 1,90 m Platz auf diesem Klapprad
finden.

                Birdy
Das Birdy ist wie das Moulton mit 17-Zoll-Laufrädern ausgestattet und gefedert,
wobei hier der pfiffige Klappmechanismus erlaubt, das Vorder- und Hinterrad an
den Federgelenken einzuklappen. In "Nacktversion" 9,1 kg wiegend, läßt sich mit
dem aus > Aluminium-Rohren gefertigten Birdy komfortabel und sportlich fahren.

Weniger sportlich ambitionierte Fahrer beklagten anfangs die niedrige
Lenkerhöhe, ab Mitte 1996 wird eine Version mit höherem Lenker angeboten.

                Montague
Stabile aber schwergewichtige (15 kg) Ausführung eines fast normalen > Mountain
Bikes, welches am Sattelrohr zusammengeklappt werden kann. Durch Ausbau des
Vorderrades läßt sich das Packmaß auf ca. 60 x 75 cm verkleinern. Im Gegensatz
zu den vorgenannten Klapprädern mit kleinen Laufrädern ist hier der Lenker nicht
einklappbar, was übrigens der Steifigkeit der gesamten Konstruktion förderlich
ist.

                Take Off
Konzept eines rassigen Rennrades, dessen Transportmaße durch Ausbau der
Laufräder sowie durch Einklappen des Hinterbaus verkleinern lassen. Zusätzlich
lassen sich noch die Pedale mittels Schnappverschluß demontieren. Wenn auch die
Packmaße nicht an die der "echten" Klappräder heranreichen, ist das Take Off wie
das Montague ein "echtes" Sportgerät, daß sich immerhin noch in Kofferraum und
öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren läßt.



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Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH
Christian Smolik 18.05.2000
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH
Jörg Bucher zuletzt am 18.05.2000