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Kapitel 7 Pedale

Sportliches Radeln verlangt einen möglichst innigen Kontakt zwischen Schuh und Pedal. Dies glaubte man beim MTB anfänglich mit riesigen, zackigen "Bärentatzen"-Pedalen zu erreichen. Es zeigte sich aber bald, daß der Fuß ziemlich orientierungslos auf der großen Pedalfläche "herumirrte". Außerdem bekam das seitlich weit abstehende Pedal häufig "Feindkontakt" in Spurrillen oder am schrägen Hang.

Schmalere Pedale bewähren sich deshalb besser, denn, die äußere Pedalkante unter dem Fuß spürend, stellt der Fahrer praktisch automatisch seinen Fuß korrekt auf das Pedal. Am Berg oder in kritischen Situationen reicht dieser lose Kontakt nicht aus: Es kann keine Zugkraft auf das Pedal ausgeübt werden und der Fuß rutscht auch schon mal über das Pedal hinaus nach vorn in Richtung Reifen oder Speichen ab. Eine Anleihe bei den Rad-Rennfahrern brachte schließlich auch für den Mountain Biker das Pedal mit Haken zur Fußführung sowie Riemen für die Zugphase beim Tritt. Die Übernahme der Systempedale von den Straßenradlern hingegen verlief anfangs negativ, führte aber letztlich mit der Entwicklung eigener MTB-spezifischer Versionen doch noch zum Erfolg.

 

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Haken und Riemen

Zunächst jedoch zum klassischen Pedal mit Haken und Riemen. Wenn auch heute kaum noch Markbedeutung - vermittelt dieses Pedalsystem nach wie vor die intensivste Schuh/Pedalverbindung. Selbst wenn der Fuß in einem nassen Schuh steckt - ein Zug am Riemen und auf der Stelle ist wieder eine absolut schlupffreie Verbindung hergestellt. Das wissen Biker besonders an langen Steigungen zu schätzen, wo alle Beinkraft auf´s Pedal kommt. Für den Freizeitradler reicht andererseits eine leichte Riemenspannung vollkommen aus. Sie stellt sicher, daß der Fuß jederzeit sehr schnell aus dem Pedal zu ziehen ist. Für manche Aktivisten übrigens immer noch ein Grund, nicht zum Systempedal zu greifen. Denn die knappe Zehntelsekunde, mit der beim Haken- und Riemen-Pedal "ein Stützrad" geschwinder ausgefahren werden kann, entscheidet oft, ob der Fahrer auf dem Sportgerät bleibt oder es "verlassen" muß. Nachteil: Je nach Fahrgegebenheit muß während dem Strampeln zum Riemen gegriffen werden, um ihn anzuziehen bzw. zu lockern. Das kostet Zeit und Aufmerksamkeit, die man lieber dem Untergrund, der Fahrbahn schenken sollte. Vergißt man gar, nach einer Steigung den Riemen bergab zu lockern, kann das bei einem Sturz böse Folge haben, da der Biker dann zwangsläufig sein MTB nicht "im Stich läßt".

Zum Einstellen der Schuhplatten ist noch zu bemerken, daß der Fuß zwar im Idealfall gerade, also in Velo-Längsflucht, auf dem Pedal stehen sollte. Wer aber beim Gehen die Fußspitze nach innen oder außen dreht, dem sei empfohlen, den Fuß auch auf dem Pedal entsprechend leicht aus der Flucht zu drehen. Die Fuß- und Kniegelenke wurden jahrelang schief belastet, plötzlich gerade ins Pedal gezwängt, bleiben Gelenkprobleme nicht aus.

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Systempedale

Die Systempedale für das MTB müssen auch bei hoher Verschmutzung noch funktionsfähig bleiben. Will heißen: Auch der dickste und zäheste Matsch darf die Entriegelung nicht erschweren oder etwa blockieren. Der Schuh muß jederzeit per seitlichem Dreh freikommen. Außerdem darf sich die Adapterplatte unter dem Schuh nicht mit Schmutz zusetzen oder bei Laufpassagen verdrücken, verschleißen. Mit dem SPD-Pedal (Shimano Pedaling Dynamics) wurde das 1990 erstmals erfolgreich in die Tat umgesetzt. Ein kleiner Stahl-Adapter stört nur wenig beim Gehen und verschleißt weitaus langsamer, als die bis dato üblichen Kunststoff-Adapter. Das Pedal ist ungewöhnlich schmal gehalten und störte weder in der Spurrille, noch am schrägen Hang. Da beidseitig mit einer Verriegelungsmechanik ausgestattet, ist ein schneller Einstieg gegeben. Weiterhin kann mit Hilfe einer einstellbaren Federspannung die Kraft, die zum Entriegeln nötig ist, auf die persönlichen Anforderungen abgestimmt werden.

Andere MTB-System-Pedale bauen auf technisch ähnliche Verriegelungsmechanismen auf und sind zum Teil sogar Shimano-kompatibel. MTB-Schuhe tragen dem kleinen Adaptern ebenfalls Rechnung, so daß an ihnen die Adapter verschiedener Pedalhersteller festschrauben lassen.

 

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Pedallagerung

Kommmen wir zur Pedallagerung. Hier hat sich gegenüber früherer Konstruktionen eine Wende vollzogen: Die klassische Konuslagerung ist immer weniger zu finden. Lagerungen mit Industrie-Kugellager oder Nadellager sind Standard geworden und in letzter Zeit setzen sich vermehrt die Patronenlagerungen durch. Wir sind wieder in Wort und Bild auf die Wartung der einzelnen Lagerungstypen eingegangen. Vorweg aber bereits ein paar grundsätzliche Konstruktionsmerkmale der verschiedenen Lagerungsarten:

Konuslagerung

Die Achse verläuft zum Ende hin schlank aus. Bei Pedalaufsetzern kann die Achse Stoßbelastungen gut "ausflexen" und ihnen somit die Wucht nehmen. Zum Pedal hin ist der Konus gleich auf die Achse geschliffen. Das spart einen separaten Konus und vermeidet unnötige Bauhöhen. Außen wird in klassischer Machart ein einstellbarer Konus auf das Achsende geschraubt und gekontert. Leichte Mängel sind bei dem Klassiker jedoch in der Lagerdichtung zu diagnostizieren: Während eine Staubkappe das äußere (übrigens höher belastete) Lager gut vor Schmutz und Wasser schützt, besitzt das zur Kurbelseite weisende Lager in der Regel nur einen Lagerspalt. Das macht es gerade dem vom Vorderrad aufgewirbelten Spritzwasser leicht, ins Lager zu gelangen und es nach und nach zu einer Kugelmühle umzufunktionieren. Pflege und Wartung ist daher insbesondere bei den konusgelagerten Pedalen ein Muß, wenn man nicht zu den 60 bis 70% der Biker zählen möchte, bei denen die Pedale wackeln.

Lagerung mit Industrie-Kugellager

Auf die überwiegend kürzer und an ihrem äußeren Ende dicker gehaltene Achse werden zwei Kugellager oder eine Kombination aus Kugel- und Nadellager gesteckt. Exakte Lagersitze auch im Pedalkörper sorgen für eine sehr leichtgängige Lagerung. In Bezug auf die Werkstoff-Paarung sowie die Oberflächengüte sind die in Großserie hergestellten Industrielager den Konuslagern überlegen. Im Zusammenspiel mit einer besseren Abdichtung führt dies zu einer längeren Betriebsdauer. Allerdings sind bei einigen Ausführungen die äußeren, höher belasteten Lager unterdimensioniert.

Patronenlagerung

Bei dieser auf der Beliebtheitsskala immer weiter oben rangierenden Lagerungsart (konus- oder kugelgelagert) geschieht die Ausführung beider Lagerstellen samt Außenringen in einer Patrone, die dann bloß noch in das Pedalgehäuse verschraubt wird. Das erlaubt einen schnellen Wechsel der Lagerung samt Achse. In Sachen Wartung wird´s etwas komplizierter, da im ersten Schritt die Patrone aus dem Pedalkörper geschraubt und im zweiten dann ins Innere der Patrone vorgedrungen werden muß. Üblicherweise sind bei der Patronenlagerung beide Lager weiter nach außen verschoben, was eine günstigere Kraftaufnahme mit sich bringt und dem kurbelseitigen Lager exzellent eindringenden Schmutz vom Leibe hält, da dieser weit "eintunneln" und anschließend noch die Dichtung überwinden muß, bevor er ins Lager vorstößt.

 

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Wichtige Hinweise

 

1. Wechseln Sie nach bösen Pedalaufsetzern - und vor allem, wenn sich dabei die Pedalachse verbogen hat - vorsichtshalber die Pedalachse aus. Insbesondere die ohnehin nicht so dauerbelastbaren Titanachsen.

2. Vor dem Einschrauben in die Kurbel bitte das Gewinde im Kurbelauge und auf der Pedalachse reichlich einfetten. Ein festkorrodiertes Pedalgewinde läßt sich nur mit roher Gewalt, sprich einer das Velo überragenden Schlüsselverlängerung, lösen und das könnte später den Abbruch des unteren Kurbelauges zur Folge haben.

Sollte Ihnen trotzdem einmal Achse oder Kurbelauge abbrechen, ein Rat aus eigener Praxis: Suchen Sie das Pedal nicht lange auf der Fahrbahn..., es hängt noch am Schuh.

 


Copyright und redaktionelle Inhalte:
Dipl.Ing.FH Christian Smolik 1994 - 03.08.1999
technische Umsetzung:
Dipl.Ing.FH Jörg Bucher zuletzt am 24.08.1999